Sonntag, 3. April 2016

Die Blende


Was ist die Blende?
In allererster Linie ist die Blende ein mechanisches Bauteil eines jeden Objektives. Es begrenzt die Öffnung, durch welche Licht ins Innere des Objektives eindringen und damit letztendlich auf den Sensor der Kamera fallen kann. Nahezu alle Blenden sind als Lamellenblenden ausgeführt. Das bedeutet, dass kleine verstellbar um eine Öffnung angeordnet sind. Werden die Blättchen bewegt, wird der Radius des Kreises größer oder kleiner - die Blende wird geöffnet oder geschlossen.

Wo kann man den Einfluss der Blende aktiv einsetzen?
Fotografiert man im Automatik- oder Blendenautomatikmodus wird man nicht in die Verlegenheit kommen, über den Einfluss der Blende nachzudenken. Früher oder später kommt man aber vielleicht an einen Punkt, wo die Qualität und Möglichkeiten der Automatik-Fotos einfach nicht mehr den eigenen Ansprüchen genügt. Vielleicht fotografiert man
im Halbdunkel und bekommt nur ISO-verrauschte Bilder. Oder eigentlich soll das Motiv vom Hintergrund freigestellt werden, der Automatikmodus erkennt dieses Ansinnen aber nicht. Vielleicht überkommen einen aber auch "nur" künstlerische Ambitionen. Oder generelles Interesse.

Es ist in jedem Fall lohnenswert, sich einmal genauer mit der Blende und ihrer Wirkung auseinanderzusetzen.

Grundlagen
Die Blende regelt, wie viel Licht auf den Sensor trifft. Es gilt hier:
  • kleine Blendenzahl = viel Licht + helles Bild + geringe Schärfentiefe
  • große Blendenzahl = wenig Licht + dunkles Bild + hohe Schärfentiefe
Irgendwie scheint dieser Zusammenhang etwas widersprüchlich. Wir hätten gerne eine große Zahl, wenn das Bild heller werden sollte.

Die Blendenzahl zeigt, wie weit die Blende geöffnet wird. Dies geschieht über das Verhältnis von Brennweite zu Öffnungsweite des Objektives (tatsächlicher Durchmesser der geöffneten Blende). So entsteht die im folgenden dargestellte Blendenreihe:

1 1,4 2 2,8 4 5,6 8 11 16 22 32

Zwei benachbarte Blendenwerte lassen jeweils die doppelte Lichtmenge ein.

Die Veränderung der Blende hat Auswirkungen auf die Schärfentiefe und die Belichtungsdauer. Vor allem letzteres sollte man vor allem bei ohnehin schwierigen Lichtverhältnissen im Hinterkopf behalten.

Auswirkung auf die Schärfentiefe
Je kleiner die Blende, umso spitzer wird der eingelassene Lichtkegel. Dies wiederum führt zu schärferen Darstellungen. Generell kann man sagen, je größer die Blendenöffnung, also kleiner die Blendenzahl, umso geringer der Bereich höchster Schärfe.
Das Titelbild wurde mit einer Blende f/5,6 aufgenommen. Der sehr schmale Bereich großer Schärfentiefe ist in der Struktur der dunklen Oberfläche deutlich zu erkennen.

Auswirkung auf die Belichtungsdauer
Man kann sich sicher vorstellen, dass weniger Licht einfallen kann, je kleiner eine Öffnung ist. Es lohnt sich einmal die Kamera herzunehmen und einfach auszuprobieren und zu spielen. Ihr werdet erstaunt (oder erschreckt) sein, wie viel Licht durch eine Blendenstufe "abhanden" kommt. Besonders bedeutsam wird dies, wenn man ohne Stativ fotografiert und somit die Belichtungsdauer nicht beliebig verlängern kann. Andererseits kann man bei grellem Sonnenlicht und offener Blende auch leicht komplett weiße Bilder fabrizieren.
Die Verstellung der Blende kann durch die gegenläufige Verstellung der Belichtungszeit ausgeglichen werden.

Die folgende Bilderserie verdeutlicht den Einfluss der Blende auf die Schärfentiefe. Es wurde mit Zeitautomatik fotografiert, das heißt die optimale Belichtungsdauer wird durch die Kamera gewählt. Der Effekt der Blendenzahl auf die Belichtungsdauer ist hier ebenfalls deutlich zu erkennen.

 f/5, 1/125 s

 f/10, 1/30 s

 f/20, 1/8 s 

 f/32, 1/3 s 

Effekte für die Bildgestaltung
Die oben beschriebenen Effekte können natürlich für die Gestaltung der Fotos genutzt werden.

Bei kleiner Blende (und großer Blendenzahl) fällt weniger Licht auf den Sensor. Gemeinsam mit einer relativ kurzen Belichtungszeit kann dieser Effekt verschieden genutzt werden.
  • Verstärkung des Kontrastes und der Intensität der Farben
  • hohe Schärfentiefe - auch weit entfernte Objekte werden scharf umrissen abgebildet
  • Abgleiten der Farben ins leicht blaustichige
  • Fotos wirken düster, mystisch
Es  ist natürlich Geschmackssache, wo der Grat zwischen künstlerisch wertvoll und schlichtweg zu dunkel verläuft.

Verwendet man eine große Blende (also eine kleine Blendenzahl) erzielt man andere Effekte.
  • gut ausgeleuchtete, helle Fotos bei mittelmäßigen Lichtverhältnissen
  • geringe Schärfentiefe - nur ein kleiner Bereich kann scharf dargestellt werden
  • besonders in Verbindung mit einer großen Brennweite (Teleobjektiv) gut geeignet, um Gegenstände "freizustellen"
  • besonderes reizvoll, wenn ein Detail deutlich herausgearbeitet werden oder störender Hintergrund entfernt werden soll

"Freistellen" meint das Verschwimmenlassen des Hintergrundes, um ein bestimmtes Objekt stärker in das Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.

Viele Grüße, Sven & Sophia

P.S.: Mehr interessantes zu den Funktionen eurer Kamera findet ihr hier.

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