Donnerstag, 18. Februar 2016

Schöner Freihand fotografieren

In letzter Zeit haben wir so viel über die Verwendung eines Stativs geschrieben (zum Beispiel hier, hier und hier). Da uns bewusst ist, dass nicht jeder ein Stativ besitzt, widmen wir uns im heutigen Post ein paar Tipps und Tricks zum Fotografieren Freihand.

Einige denken sich jetzt sicherlich: "Oh was, das kann man doch einfach - mach ich schließlich ständig!"

Sicher, aber man kann ja an (fast) allem noch optimieren - und vielleicht dann (noch) weniger verwackelte Bilder zu produzieren. Das gilt vor allem bei schwierigen Lichtverhältnissen.

Es beginnt schon vor dem Fotografieren. Schaut ihr euch den Fußboden an, wenn ihr ein besonders spannendes Motiv entdeckt habt? Wahrscheinlich eher nicht. Dabei kann ein Blick nach unten wirklich lohnenswert sein. Auf einem kippligen Stein oder rutschigen Abhang steht man nun mal nicht so sicher. Es ist sicher ärgerlich und auch nicht ganz ungefährlich, wenn man beim Fotografieren plötzlich ins Rutschen käme. Schade um die Ausrüstung - und um dich.

Auch die Körperhaltung trägt einen zu einem wesentlichen Teil dazu bei, wie sicher man steht. Ihr kennt bestimmt noch aus dem Sportunterricht: "Und jetzt bitte die Füße schulterbreit auseinander!". Das kommt nicht von ungefähr. In dieser Position ist man am unanfälligsten für Schwankungen. Ihr könnt es ja mal ausprobieren: Stellt euch einmal mit geschlossenen Beinen und einmal breitbeinig hin und lasst euch von jemandem anschubsen. Wann verliert ihr schneller das Gleichgewicht?

Es scheint besonders bei Besitzern leichter Kameras (und Smartphones sowieso) beliebt zu sein, nur eine Hand zum Fotografieren zu nutzen. Das ist ungefähr so, als ob die Sheriffs im Wilden Westen  den Bösewicht stest mit einhändig gehaltenem Colt zur Strecke bringen könnten. Das funktioniert natürlich nicht wirklich. Auch beim Fotografieren ist es wesentlich sicherer, die Kamera immer mit beiden Händen festzuhalten. Wenn sie schwer genug ist, macht man das ja auch freiwillig ;-).

Aber auch mit zwei Händen an der Kamera gilt es einiges zu beachten. Beide Hände am Body ist nicht so günstig. Besser wäre es, du lässt nur die rechte Hand am Body. Prinzipiell könntest du auch die linke nehmen, aber dann ist der Auslöser wahrscheinlich unerreichbar. Die linke sollte am Objektiv platziert werden. Das hat gleich zwei Vorteile: Einerseits wird so das Objektiv stabilisiert, andererseits gelangt man schneller an Zoom und Fokus. Dies ist vor allem von Belang, wenn man schnelle, bewegliche Objekte vielleicht sogar manuell Fokussieren will oder muss.

Die Ellenbogen sollten sich nun nah am Körper befinden. So werden die Arme zusätzlich am Körper abgestützt. Außerdem solltest du durch das Okular (den Sucher) schauen. Damit wird die Kamera automatisch am Gesicht abgestützt. So sind drei Anschlagpunkte möglich: beide Hände und das Gesicht - das gibt Stabilität.

Vielleicht habt ihr euch ja schon mal gefragt, warum der Auslöser in zwei Stufen gedrückt werden kann. Verwendet man den Autofokus, so ist es empfehlenswert, ihn nur halb durchzudrücken und erst kurze Zeit später ganz, um auszulösen. Dieses Verfahren bringt zwei Vorteile:
  1. Der Fokus wird genauer, da die Kamera mehr Zeit zum Messen hat.
  2. Der Weg, den der Auslöseknopf zurücklegt, ist in zwei Teile geteilt. Somit sind beide Teile jeweils kürzer und bringen weniger Instabilität mit sich.

Es ist auch hilfreich, kurz bevor man auslöst die Luft anzuhalten, und erst wieder zu atmen, wenn das Foto geschossen ist. Beim Atmen hebt und senkt sich ja der Brustkorb - das kann leider auch Unschärfe in die Fotos bringen.

Alle die lieber zu zweit unterwegs sind und den anderen einigermaßen leiden können, haben auch die Möglichkeit des lebenden Stativs. Dabei stützt sich der Fotograf selbst oder nur seine Kamera auf der Schulter des anderen ab. Wenn der andere deutlich kleiner ist, kann man auch die Kamera einfach auf dem Kopf abstellen. Das sieht zwar vielleicht ein bisschen bescheuert aus, erfüllt aber durchaus seinen Zweck. Ich (Sophia) bin für die Art des Stativersatzes zumindest ganz gut geeignet ;-).

Trotzdem gibt es Dinge, die man einfach nicht eliminieren kann. Bei längerer Belichtung etwa kann sogar der Herzschlag das Bild verwackeln - und den kann man ja nun wirklich nicht ausstellen ;-).

Wenn selbst bei Beachtung aller hier gezeigten Tipps Bilder verwackelt sind, ist das ja auch kein Beinbruch. Entweder landen sie im virtuellen Mülleimer oder in manchen Bildern kann eine Verwacklung auch zum Kunstgriff werden.


Dieses Bild wurde im Dunklen Freihand aufgenommen. Es ist zwar nicht optimal, wenn man aber "nur" ein Erinnerungsfoto haben möchte, ist die Qualität aus unserer Sicht durchaus akzeptabel.

Abschließend also eine kleine Zusammenfassung.

Fragen an dich selbst:
  • Wo stehst du?
  • Wie stehst du?
  • Wo sind deine Arme?
  • Schaust du durch den Sucher?
  • Wie betätigst du den Auslöser?
  • Atmest du noch?
  • Hast du ein "lebendes Stativ" mit?
Wie ihr sicher bemerkt habt, sind viele dieser Tipps vor allem für die Verwendung einer DSLR gedacht. Soweit umsetzbar, sind sie aber natürlich auch für System-, Kompakt- und Smartphonekameras gültig.

Probiert doch mal aus und schreibt uns, welche Erfahrungen ihr gemacht habt. Vielleicht gibt es auch noch ganz andere neue, innovative Ideen - hinterlasst einfach fleißig Kommentare.

Euer Sven & Sophia

UPDATE:
Versucht nach dem Ausatmen die Luft anzuhalten. Dadurch seid ihr entspannter und es wackelt weniger. Vielen Dank an Michael für den wertvollen Hinweis.

2 Kommentare:

  1. Bewährt hat sich auch die Einfach-auf-den-Boden-hocken-und-die-Kamera-auf-die-Knie-stellen-Methode. ;) Bringt zudem sehr oft einen schönen Blickwinkel.

    - das Lieblingscousinchen -

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    1. Eine gute Idee. Aber nicht umfallen dabei. ;)

      Eine andere Perspektive bringt definitiv Abwechslung ins Spiel. Es soll ja auch nicht langweilig werden.

      - der Lieblingscousin -

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